Rentiere, Lávvus , Trachten und Joik. Die samische Kultur hat viel zu bieten. Aber auch in anderen Lebensbereichen gibt es bei den Samen noch Einiges zu entdecken. Einen kleinen Überblick bekommt ihr hier.
Sápmi ist die Bezeichnung der Samen selbst für ihr Gebiet im Norden Nordeuropas. Es erstreckt sich von Norwegen über Schweden, Finnland bis zur Kola-Halbinsel in Russland. In diesem weitläufigen Gebiet leben um die 100.000 Samen als Staatsbürger eines der Länder, die Teil Sápmis sind.
Dunkle Geschichte
Viele Samen zeigen ihr Kulturerbe heutzutage bewusst der Welt. Das war nicht immer so. Bis vor kurzem wurden die Samen unterdrückt, ausgenutzt und für ihre Kultur getadelt. Filme, wie Sameblod erzählen von den Umerziehungsmaßnahmen und dem Rassismus gegenüber der Samen im 20. Jahrhundert. Die Aufarbeitung der Taten ist schwerfällig und jede Geschichte muss man mit Bedacht auf den Standpunkt des Autors lesen.
Die Folgen der Unterdrückung und Einschränkungen sind heute leider noch gut zu spüren. Samen berichten vom Verlust einer ganzen Generation. Die Eltern haben im Prozess der Umerziehung die eigene Muttersprache verlernt oder nie richtig gelernt. Kultur und Traditionsmerkmale sind verloren gegangen und die eigene Identität ist abhanden gekommen. Glücklicherweise sind viele junge Samen heutzutage engagiert und motiviert, die Sprache ihrer Vorfahren neu zu lernen und die Kultur und Traditionen zu leben.
Aufleben einer todgesagten Kultur
Ein besonderes Fest für die Samen ist der 6. Februar; ihr Nationalfeiertag. An diesem Tag wird die samische Flagge gehisst, es werden Konzerte gespielt, Vorlesungen und Veranstaltungen abgehalten und über Märkte, die traditionelles Handwerk anbieten, geschlendert. Das Datum geht auf die erste Kongresssitzung des Samischen Rats 1917 in Trondheim zurück und wird oft als Startpunkt des politschen Aktivismus der Samen bezeichnet. Offiziell gefeiert wird der Samische Nationaltag allerdings erst seit 1993.
In Sápmi gibt es 9 Sprachen, die zur uralischen Sprachfamilie gehören. Am verbreitesten ist das Nordsamisch, das auch für die Synchronisation des Disney-Films „Die Eiskönigin“ verwendet wurde. Ebenfalls in dem Film finden wir samische Musik – den Joik. Traditioneller Joik ist Ausdruck eines Gefühls zusammengefasst in Gesang.
Man joikt nicht von oder über etwas, sondern man joikt etwas oder jemanden. Joik ist anders als uns bekannte Musik, die einen Anfang und ein Ende hat. Die samische Musik ist wie ein Kreis, der jedes Mal anders klingt, ebenso, wie sich Gefühle von mal zu mal ändern. Während traditionelle Joiker es bevorzugen ohne Instrumentenbegleitung zu joiken, produzieren mittlerweile einige samische Künstler spannende Joik-Misch-Projekte. Bekannte Beispiele sind Maxida Märak, VILDÁ oder Ella Marie Hætta Isaksen.
Jedes Jahr werden beim Sami Music Award in verschiedenen Kategorien die besten samischen Künstler prämiert. Die Playlist mit den Nomminierten aus diesem Jahr findet ihr hier.
Selbständige Entscheidungen über die Grenzen hinaus
Sámediggi aus der Luft / Jan Helmer Olsen. Plenarsaal im Sámediggi / Denis Caviglia
Die Samen haben ihr eigenes Parlament, das Samediggi, in dem sie über die Belange ihres Volks abstimmen. In jedem der nordeuropäischen Ländern gibt es jeweils ein Sámediggi mit Repräsentanten, die alle vier Jahre neu gewählt werden. Die Parlamente haben sich 1997, mit der Gründung des Samischen Parlamentarischen Rates, zu einer engen politischen Zusammenarbeit über die Ländergrenzen hinweg verpflichtet. Besonders berühmt und preisgekrönt ist das Gebäude des norwegischen Sámediggi in Karasjok. Das Haus repräsentiert mit seiner runden Form die traditionelle Architektur der Samen und enthält Kunstwerke und Literatur aus Sápmi. Eine digitale Führung bekommt ihr hier.
Die Farben der Lebens
Die Farben der samischen Flagge nehmen Bezug auf die Elemente im Leben eines Sami und sind auch in der Tracht wiederzuerkennen. Rot steht für das Feuer und die Wärme, Grün für die Natur, Gelb symbolisiert die Sonne und Blau das Wasser. Der Kreis in der Flagge stellt die traditionelle Rahmentrommel der Schamanen dar. Die Trachten der Sami (das Gákti) verraten viel über die Herkunft und den Status des Trägers. Jede Region hat ihren eigenen Stil und Muster, hinter dem meist Handarbeit steckt. Es wird nicht gern gesehen, wenn Touristen oder andere Leute als Samen die Trachten tragen. Mehr zu dem Thema Identität und Kleidung könnt ihr hier lesen.
Weißt du noch mehr über die samische Kultur oder hast wertvolle Quellen, die du uns empfehlen kannst? Schreib sie uns gerne in die Kommentare.