Text: Jamila Nagel
Wie wird Ostern in Skandinavien eigentlich gefeiert? Kommt dort auch der Osterhase? Wird im Garten nach bunten Eiern gesucht? Wir verraten es euch.
Osterhexen sind in Finnland unterwegs
„Frohe Ostern“ oder auf Finnisch „Hyvää Pääsiäistä!“
In Finnland wird es zauberhaft zu Ostern, denn die Osterhexen kommen! Kleine Kinder (meistens kleine Mädchen) verkleiden sich als Hexen und gehen von Haus zu Haus. Die Kinder in ihren farbenfrohen Verkleidungen haben mit Federn und Krepppapier geschmückte Weidekätzchen- oder Birkenzweige dabei und verschenken diese an die Hausbewohner. Dabei sagen sie den traditionellen Spruch „Virvon, varvon, tuoreeks terveeks, tulevaks vuodeks, vitsa sulle, palkka mulle!“ auf. Übersetzt heißt dies „Ich winke mit dem Zweig für ein frisches gesundes, kommendes Jahr, ein Zweig für dich, ein Entgelt für mich!“. Das Entgelt fällt dann in Form von Süßigkeiten und manchmal auch in Münzen aus.
Kulinarisch gibt es zur Osterzeit auch auch eine Besonderheit: Mämmi , ein dunkelbrauner Brei aus Malz und Roggenmehl als Dessert. Er sieht zugegebenermaßen auf den ersten Blick ein wenig gewöhnungsbedürftig aus und ist, anders als man es bei einem Dessert erwarten würde, nicht süß. Mit der passenden Soße kann ihn aber jeder seinem Individuellen Geschmack anpassen, auch Sahne und Zucker bringen ganz einfach etwas Süße in den Brei. Ein anderes Dessert ist Pasha, ein Pudding, der aus süßem Quark, Eiern, Sahne und Gewürzen gemacht wird und über Nacht um fest zu werden in den Kühlschrank kommt.
Keine Ostern ohne påskgodis in Schweden
In Schweden wünscht man sich an Ostern „Glad påsk“.
Auch in Schweden streifen Osterhexen umher und wünschen den Menschen frohe Ostern oder schenken ihnen selbst gemalte Bilder. Im Gegenzug erhalten Sie Süßigkeiten. Es gilt, je schriller und am wenigsten zusammenpassend die Kleidung, umso besser ist das Kostüm.
Die Wohnungen in Schweden werden mit „Påskris“, das sind mit bunten Federn verzierte Zweige, geschmückt. Aber auch kleine Anhänger oder selbstgebastelte Küken kann man an den Zweigen finden, denn in Schweden ist der Osterhase zwar bekannt, jedoch ist das Küken als Ostersymbol viel verbreiteter, da dort der Hahn die Eier vorbei bringt. Das bedeutet jedoch auch, dass in Schweden ebenfalls vor Ostern fleißig Eier eingefärbt und bemalt werden.
Viele zieht es an Ostern in die Natur und auf das Land, wo häufig Osterfeuer „Påskbrasor“ oder Feuerwerk gemacht wird, um böse Geister und Hexen zu vertreiben.
Eine Sache die zu Ostern auf keinen Fall fehlen darf sind „påskgodis“, lose Süßigkeiten, die in mit Ostermotiven verzierte Pappbehälter oder Eier aus Pappe gefüllt werden.
Und ähnlich wie zu Weihnachten, gibt es in Schweden auch zu Ostern eine Tafel mit reichlich Essen. Fischgerichte haben dabei selbstverständlich einen Stammplatz, aber auch Lamm kommt immer häufiger dazu und viele greifen zu regionalen und saisonalen Lebensmitteln bei der Wahl ihrer Osterspeisen. Eine Schale mit dekorativ verzierten Eiern steht dabei aber auch immer mittendrin.
Norwegen macht zu Ostern die Skipisten unsicher oder gönnt sich einen guten Krimi
„God påske!“ heißt es zu Ostern auf Norwegisch.
In vielen Ländern Europas denkt man zu Osten an den Frühling, doch in Norwegen genießt man noch die letzten Wintertage. Ostern ohne Schnee wäre also undenkbar. Daher zieht es viele zu Ostern noch einmal zu einem letzten Skiurlaub in die Berge und auf die Piste. Snacks, die zu Ostern nicht fehlen dürfen sind Kvikk Lunsj-Schokoriegel oder Orangen, die für neue Energie sorgen sollen. Eine weitere sehr interessante Aktivität zu Ostern dreht sich um Krimis. Um Ostern herum steigen die Zahlen der Krimi-Veröffentlichungen und viele scheinen die Zeit mit dem Lesen der neusten Werke zu verbringen.
Den Osterhasen gibt es in Norwegen zwar auch, das traditionelle Ostersymbol ist aber auch hier ein Küken. Daher sieht man auch hier und da ein paar Schneeküken. Zu Hause wird selbstverständlich auch österlich geschmückt und mit bunten Federn verzierten Birkenzweige sind in beinahe jedem Haus zu sehen.
Narrenbriefe schreibt man sich in Dänemark
„Glædelig påske“ oder „God påske“ sagt man in Dänemark zu Ostern.
Ähnlich wie in Deutschland wird zu Ostern das Haus mit Frühlingsblumen, bunten Zweigen und gefärbten Eiern dekoriert. Auch den Osterhasen kennt man, jedoch ist der Hase zusammen mit dem Küken in Dänemark viel mehr ein Bote des Frühlings, als derjenige, der die Eier versteckt.
Gegessen wird zu Ostern häufig ein 3 Gängemenü. Die Vorspeise besteht häufig aus eingelegtem Hering, Krabben, Thunfisch oder anderem Fisch, Eiern und dänischer Leberpastete und Schinken. Ein klassisches Hauptgericht wäre ein Gericht aus Lamm, Ei (z.B.: „Skidne Æg“ Eier in Senfsoße) oder Geflügel. Und die Nachspeise ist häufig ein Käseteller mit Trauben, Paprika und Kräckern. Für diejenigen, die Alkohol trinken, ist das „påskebryg“, ein etwas stärkeres Bier, ein typisches Getränk zu Ostern.
Eine Tradition ist es zu Ostern „gækkebreve“ (Narrenbriefe) zu basteln und zu verschicken. Ein gækkebreve ist ein Brief, der zusammengefaltet und kunstvoll eingeschnitten wird. In den Brief schreibt man meist einen Reim und fordert den Empfänger auf den Absender zu erraten. Der Name des Absenders wird selbstverständlich nicht in den Brief geschrieben. Anstelle der Buchstaben wird Name mit Punkte dargestellt, die einen Hinweis geben sollen. Wird der Absender vom Empfänger nicht erraten, dann ist der Empfänger ein „gæk“ (ein Narr). Wenn der Name doch erraten wird, dann ist der Absender ein gæk. Der gæk muss dann dem anderen entweder einen Kuss geben, ein Ei schenken oder aber eine Party schmeißen. Das klingt nach einer sehr spaßigen Tradition, die für reichlich Feiern im Frühling sorgen könnte.
Island spielt gerne Bingo zu Ostern
Auf Isländisch heißt „Frohe Ostern“, „Gleðilega páska“.
Auch auf Island dekorieren die Menschen ihre Wohnungen mit Birkenzweigen und Frühlingsblumen sowie bunt bemalten Eiern und selbstgebastelten Dekorationen aus Papier und Wolle.
Ostereier werden hier jedoch nicht versteckt, da sie ohnehin viel zu leicht gefunden würden. Die wirklich riesigen Schokoeier, die bis zu 1,5 Kilogramm wiegen können, werden mit Schleifen verziert und sind gefüllt mit Süßigkeiten.
Eine weitere Ostertradition auf Island ist das Bingo spielen. Das ganze entstand ursprünglich aus Protest darüber, dass an Karfreitag Bars und Clubs geschlossen und auch Glücksspiele wie Lotto verboten sind. Eine paar Menschen hatten sich auf Grund dieser Verbote auf dem Platz vor dem Parlament, zusammengefunden um illegal Bingo zu spielen. Und dies wurde als Tradition übernommen, vermutlich ist es heutzutage jedoch nicht mehr illegal, denn mittlerweile werden ganze Veranstaltungshallen gemietet um Bingo Wettbewerbe abzuhalten.
Wenn zu Ostern noch Schnee liegt, dann gehen die Menschen Skifahren. Dies ist nicht ganz verwunderlich, denn zu Ostern findet die Skíðavikan in Ísafjörður statt. Denn Start macht ein Langlaufsprint durch die Innenstadt, gefolgt von gemeinsamen Skitouren.
Für Musikliebhaber gibt es in Ísafjörður zu Ostern ein ganz spezielles Highlight. Das Aldrei Fór Ég Suður (Ich fuhr nie nach Süden) Festival, bei welchem jeder der mag auftreten kann. Vollkommen egal welche Musikrichtung, ob Heavy-Metal oder Klassik, Chor-Musik oder Rap, jede Musik ist willkommen. Und das praktische der Eintritt ist frei.