Text: Jamila Nagel
Schweden im Winter ist ein Traum für alle Eisläufer, die das Nordic Iceskating lieben. Auf den etlichen Seen und Flüssen im Land, finden sie eine paradiesische Umgebung vor, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Nordic Iceskating oder Långfärdsskridskor wie es auf Schwedisch heißt, ist dort ein sehr beliebter Wintersport und frisch zugefrorene Seen, auf denen kein Schnee liegt, bieten die idealsten Bedingungen für einen Langstreckenlauf fernab vom Massentourismus.
Eis, soweit das Auge sehen kann
Wer einmal über einen glasklar zugefrorenen See geglitten ist, wird dieses Erlebnis sicher nicht vergessen. Das schwerelos, freie und zugleich kribbelnde Gefühl, wenn man mitten in der Natur, die frische kalte Luft spürt und nur die Kufen der Schuhe und das Knacken des schwarzen Eises hört. Das Eis selbst ist natürlich nicht wirklich schwarz aber durch den meist dunklen Untergrund wirkt es so. Schwarzeis oder häufig auch als Kerneis bezeichnet, ist eine frische, durchgehend hart gefrorene Eisschicht, auf der kein Schnee liegt und die ohne Lufteinschlüsse tragfähiger und transparenter als anderes Eis ist.
Vorbereitung und Equipment
Vor einer Wandertour mit Schlitschuhen auf dem Eis sollte man einige Vorbereitungen treffen. So sollte man sich in jedem Fall über den Zustand des Eises informieren eine Karte des Gewässers studieren und gegebenenfalls sogar mitnehmen. Auch die aktuelle Wetterlage sollte berücksichtigt werden und in den lokalen Nachrichten kann man sich über die Wettervorhersagen informieren.
Es ist zudem ratsam, wenn man mit einer erfahrenen Person oder einer Gruppe unterwegs ist und an einem Sicherheitstraining teilnimmt. Die eigenen Fertigkeiten und die eigene Ausrüstung sollten vorsichtshalber vorher auf einer Eisbahn getestet werden.
Die benötigte Ausrüstung besteht aus einigen ganz praktischen Dingen, aber auch aus Gegenständen die zur eigenen Sicherheit benötigten werden.
Als allererstes benötigt man Schlittschuhe. Im Grunde kann man selbstverständlich mit allen Schlittschuhen über Natureis fahren. Aber manchmal verlangt die Umgebung, dass man Schneefelder oder Land überqueren muss und dafür ist es sehr praktisch, wenn ähnlich wie beim Skifahren auch beim Eislaufen die Schlittschuhkufen über ein Bindesystem abnehmen kann. Zudem sollte man sich überlegen, welche Ansprüche man an sich selbst und den Ausflug hat. Möchte man beispielsweise einen Langstreckenschnelllauf machen, dann sollte man sich Schuhe mit Schnelllaufkufen zu legen, welche in der Regel deutlich länger sind als Kufen für beispielsweise Eiskunstlauf- oder Eishockeyschuhe. Des Weiteren können Eisstöcke, mitgenommen werden. Man kann sich durch diese Stöcke mehr Halt verschaffen und auf ihnen abstützen. Zudem kann man mit Ihnen die Dicke und Qualität des Eises überprüfen. Neben den Schlittschuhen und zwei Eisstöcken sollte man unbedingt einige weitere Dinge dabei haben. Ein wasserdichter Rucksack wäre z.B. ratsam, falls man ins Eis einbrechen sollte und seine Kleidung wechseln muss. Zwei Eispickel, die über kurze Leinen an den Ärmeln befestigt sind, oder vielleicht noch praktischer zwei Eisdornen, die meist um den Hals getragen werden, helfen dabei sich im Ernstfall aus dem Wasser zurück auf das Eis zu ziehen. Mit einer griffbereiten Rettungsleine kann man einen eingebrochenen Läufer aus dem Eis ziehen. Außerdem sollte man einen Karabinerhaken dabei haben um gegebenenfalls eine Rettungsleine zu befestigen oder mehrere Leinen zu einer langen zusammen zu fügen. Und unbedingt dabei haben sollte man eine Trillerpfeife um andere im Notfall auf sich aufmerksam zu machen. Auch eine Schwimmweste kann bei einem Einbruch ins Eis Leben retten. Und um sich bei möglichen Stürzen keine schweren Verletzungen zuzuziehen ist das Tragen eines Helm, sowie Knie- und Ellenbogenschoner ebenfalls zu empfehlen.
Die Stöcke sorgen für mehr Halt und können als Stütze genommen werden
Beim Nordic Iceskating ist Vorsicht geboten!
Zur Sicherheit sollt man niemals alleine auf das Eis gehen, denn die Gefahr eines Einbruches besteht immer. Man sollte allerdings auch nicht ganz dicht beieinander fahren, sondern immer hintereinander mit ein paar Metern Abstand. Es ist wichtig, Gefahrenquellen zu kennen und zu umgehen. Das Eis ist, beispielsweise häufig unter Brücken oder an Stellen, an denen das Wasser mehr in Bewegung ist, schwächer. Auch die Stellen, an denen sich Eisplatten übereinander geschoben haben sollten eher umfahren werden, da dort das Eis einfach wegbrechen könnte.
Sollte es trotz all der Vorsicht zum Einbruch kommen, sollte man sofort die Arme ausbreiten umso zu verhindern, dass man unter das Eis gerät. Anschließend sollte man versuchen schnellstmöglich auf tragendes Eis zurück zu gelangen, am besten in die Richtung, aus der man gekommen ist, denn dort hat das Eis noch getragen. Sich einfach auf das Eis zurück zu ziehen ist allerdings gar nicht so leicht, denn die Oberfläche ist schließlich glatt. Für mehr Halt schlägt man die Eisdornen ins Eis und versucht sich mit Hilfe dieser wieder auf das Eis zu ziehen. Brüchiges Eis sollte man mit den Ellbogen oder Knien wegbrechen, bis man wieder bei tragfähigem Eis angelangt ist. Auf dem Eis verteilt man sein Gewicht auf den ganzen Körper, um punktuelle Belastung und damit ein erneutes Einbrechen zu vermeiden.
Wenn man es alleine nicht schafft sich wieder aus dem Wasser zu befreien und niemand den Einbruch bemerkt haben sollte, muss man durch Rufen oder eine Trillerpfeife auf sich aufmerksam machen. Mit Hilfe eines Seils oder eines anderen langen Gegenstandes (Stock, Schal…) können andere den Eingebrochenen dann aus dem Wasser ziehen. Helfer sollten nach Möglichkeit selbst nicht zu nah an die Einbruchstelle herankommen, um nicht selbst mit einzubrechen. Falls ein Helfer doch näher kommen sollte, dann in keinem Fall stehend. Zwecks Gewichtsverteilung sollte er sich nur ganz vorsichtig robbend nähern. Ein direkter Kontakt mit dem Eingebrochenen sollte möglichst auch vermieden werden, denn in Panik könnte dieser den Helfer versehentlich mit ins Wasser ziehen. Eine Menschenkette sollte nur als letzter Ausweg gebildet werden.
Wann kann es losgehen mit dem Nordic Iceskating?
Die Nordic Iceskating Saison beginnt, wenn im Oktober die ersten Seen zufrieren. Ab November friert die Ostsee rund um Luleå zu und die Kälte wandert dann langsam in den Süden des Landes. In Stockholm sind dann von ca. Januar bis März die Seen und Schären mit Eis bedeckt.
Die fantastischen Seen und Schärengärten Schwedens, sind wunderbar geeignet zum Nordic Iceskating. Und sollte auf dem Eis einmal zu viel Schnee liegen, wird es, sollte es tragfähig genug sein sogar von Schneepflügen frei gemacht.
An der Westküste Schwedens kann man Strecken von mehr als 50 km auf den Seen zurücklegen. Ob das Eis tragfähig genug ist, muss jedoch immer überprüft werden und zum Eislaufen freigegebene Bahnen werden auf den Webseiten der Kommunen angegeben. Für Stockholm findet man die Informationen auf der Webseite der Stadt (https://motionera.stockholm/skridskoakning/). Regionen wie Värmland, Småland, die Stockholmer Schärengärten, sowie der See Mälaren sind jedoch generel gute Gebiete fürs Nordic Iceskating. Schwedens zweitgrößter See der Vättern friert auch ungefähr jedes dritte Jahr zu und wird dann für alle zum Eissport freigegeben.
Sigtunarännet und Vikingarännet
Der Mälaren, Schwedens drittgrößter See, bietet mit seinen Buchten, Inseln und Halbinseln wunderschöne und abwechslungsreiche Strecken. Auch das Sigtunarännet wird auf ihm abgehalten. Dieses ist ein seit 2019, über verschiedene Distanzen und meist im Februar stattfindendes Schlittschuhrennen auf Natureis. Die Volldistanz beträgt 50 km und die Halbdistanz 25 km. Der Streckenverlauf kann abhängig vom Wetter jedoch geändert werden. Sollte die Stabilität des Eises es nicht zu lassen, wird die Strecke z.B. gekürzt oder aber das Rennen komplett abgesagt.
Das Sigtunarännet wurde als Ersatzrennen für das im Jahr 2018 ausgefallene Vikingarännet, organisiert. Das Vikingarännet ging von Uppsala bis Stockholm. Die normale Streckenlänge betrug, bei idealen Bedingungen 80 km und führte an historischen Stätten vorbei. Erstmals fand das Vikingarännet 1999 statt und wurde inspiriert vom Elfstedentocht in den Niederlanden.
Schreib uns gerne deine Efahrungen mit dem Nordic Iceskating. Wo ist es besonders schön? Welche Guides kannst du empfehlen?
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