Andrea Windolph lebt seit einigen Jahren nördlich des Polarkreises. Sie ist Ambassador bei Skandinavien.Live und schreibt hier über ihr Mittsommer am Polarkreis. Noch mehr Geschichten und vor allem wunderschöne Fotos und Videos gibt es in ihrem Blog My Northern Life
Midsommar – das Fest der Schweden?
Mittsommer – Midsommar: Ist es _das_ Fest der Schweden? Vermutlich schon. Weihnachten hat ja irgendwie jeder. Auch der Jahreswechsel ist recht gewöhnlich. Midsommar jedoch ist eine Art schwedisches Heiligtum. Bunte Blumenkränze, Familie und Freunde, traditionelle Buffets, der Tanz um den Baum: Wenn Menschen aller Altersgruppen sich in kleine Kinder verwandeln, sich Familien zum Picknick treten und alle freudig in die Sonne blinzeln – dann ist Midsommar, das Fest zum längsten Tag des Jahres.
Wehmut und Staunen zu Mittsommer
Hier am Polarkreis verbinde ich Midsommar mit zwei Gefühlen: Dem unglaublichen Staunen über lange Tage, in denen die Sonne nicht untergeht, das Wasser im Licht glitzert und ich auch um ein Uhr nachts noch radeln, paddeln oder wandern gehen kann. Doch vielleicht schwingt auch ein kleines bisschen Wehmut mit, leitet doch die Sommersonnenwende eine Zeit ein, in der die Tage langsam wieder kürzer werden. Für ein paar Wochen bekomme ich davon noch nicht viel mit, doch der Wandel ist beständig und nicht aufzuhalten.
Sobald ich diese Wehmut spüre, stellt sich das nächste Gefühl ein: Vorfreude. Vorfreude auf dunkle Nächte, tanzende Nordlichter und dicke Schneedecken. Es ist der Wandel der Jahreszeiten, der das Leben am Polarkreis so besonders für mich macht. Jeder Monat ist einzigartig, hat einen eigenen Charakter und bringt Freuden mit sich, die ich anderen Zeiten des Jahres nicht erleben kann.
Mittsommer im Juni
Was zeichnet den Juni für mich aus? Die langen Nachte sind für mich klar einzigartig. Auch die Wärme, die spätestens jetzt Einzug hält. Besonders in diesem Jahr ist es die explodierende Natur, die sich nach einem langen Winter besonders viel Zeit gelassen hat. Blühender Flieder, herrliche Düfte nach blühenden Bäumen, unsere Bienen, die endlich Pollen und Nektar finden und lange Wanderungen an nicht endenden Tagen.
Die Bilder zeigen Midsommar-Feste aus vergangenen Jahren: Das traumhafte Fest im Freilichtmuseum Hägnan in Luleå vor drei Jahren – traditionell, mit Tanz, Musik und dem Duft nach frisch gebackenem Brot aus dem traditionellen Steinofen. Das erste Mal habe ich Midsommar auf diese Weise erlebt und verstanden, was es für die Einheimischen so besonders macht.
Mittsommar in Jokkmokk
Letztes Jahr waren wir bei Freunden in Jokkmokk eingeladen. Vielleicht war dies mein erstes „richtiges“ Midsommar-Fest: mittendrin statt nur dabei. Ein enormes Buffet aus Salaten, eingelegtem Hering, gebackenem Lachs und der opulentesten Erdbeertorte meines Lebens. Alberne Spiele, noch albernere Lieder und das schöne Gefühl, mitten im winzigen Jokkmokk Menschen aus aller Welt zu treffen. Wahrscheinlich ist Midsommar auch das: ein Fest für alle, zum Zusammensein und die Freude über eine besondere Jahreszeit zu teilen.