Hartmut lebt als Auswanderer mit seiner Familie schon viele Jahre in Schweden. In seinem Blog schreibt er über Schweden und wie sie als Familie von hier aus die Welt entdecken.
Midsommar in Schweden ist gefühlt das Ereignis des Jahres. Es ist nicht nur der längste Tag des Jahres, sondern auch für alle hier in Schweden der Beginn des Sommers. Es ist fast rund um die Uhr hell, selbst bei uns im südlicheren Teil des Landes. Die Temperaturen sind meist schön angenehm warm und es verbreitet sich ein ganz besonderes Lebensgefühl, nach dem sich alle während der langen, dunklen Winternächte gesehnt haben. Mein erstes Midsommar Mitte der 90er Jahre verbrachte ich mit schwedischen Freunden im Mekka des schwedischen Midsommars in Dalarna. Vor allem in der Gegend rund um den Siljansee gibt es täglich und an mehreren Wochenenden Midsommarfeiern – nicht nur am eigentlich Midsommarabend und darauffolgenden Midsommartag.
Wir feiern schon seit vielen Jahren Midsommar sehr traditionell wie die meisten Schweden. Wir besuchen liebe Freunde in ihrem Sommerhaus auf dem Land ausserhalb der Stadt. Gegen Mittag essen wir gemeinsam mit einer weiteren befreundeten Familie. Da wird dann ganz traditionell sill (Hering), köttbullar (Fleischbällchen), Knäckebrot usw verzehrt. Und natürlich dürfen da auch nubbe und sång nicht fehlen, d. h. es wird zwischendurch immer wieder ein Schnaps getrunken und gesungen. Nach dem Mittagessen treffen sich alle Jungen und Junggebliebenen aus der Nachbarschaft und fahren gemeinsam mit einem alten Traktor und Anhänger durch die Gegend und sammeln an verschieden Stellen Blumen ein, um hinterher die midsommarstång , also den Midsommarbaum schmücken zu können.
Nach vielen Jahren durfte ich letzten Sommer zum ersten Mal den Traktor fahren!
Gar nicht schlecht, als Einwanderer nach einigen Jahren vom Anhänger auf den Fahrersitz des Traktors wechseln zu können! Nach einer fröhlichen Traktorrunde durch den Ort in der Nähe kehren wir dann wieder in die Sommerhausidylle zurück, wo gemeinsam der Midsommarbaum geschmückt wird. Meist sind wir am Ende so 30-40 Personen allen Alters, die singend zu små grodarna, björnen sover oder vi äro musikanter gemeinsam um den Midsommarbaum tanzen.
Für jemanden, der das zum ersten Mal erlebt, muss das schon ein wenig seltsam erscheinen. Mir ging es jedenfalls früher so. Erwachsene Menschen hüpfen wie kleine Kinder durch die Gegend – inzwischen gehört es aber auch für mich ganz klar zum Midsommarfeiern dazu. Unsere Kinder kennen es nicht anders.
Traditionell geht es dann weiter mit Erdbeertorte, natürlich mit schwedischen Erdbeeren! Auch eine typisch schwedische tipspromenad darf nicht fehlen, eine Raterunde, bei der man verschiedene Stationen abläuft und seine Kenntnisse in unterschiedlichen Bereichen testen kann. Die Schweden lieben das – und auch nicht nur zu Midsommar!
Am Abend, der ja eigentlich nie ein richtiger Abend ist, wird dann in der Regel gemeinsam gegrillt, gelacht und einfach gefeiert. Bei schönem Wetter hüpft man zwischendurch vielleicht noch mal in den See um sich abzukühlen oder weil es einfach Spass macht – immerhin ist es ja Sommer! Früher mussten wir unsere Kinder dann doch irgendwann ins Bett bringen, aber da die heute ja im Teenageralter sind, wird bis lange nach Mitternacht gefeiert. Das liegt auch daran, dass wir meist nicht vor zehn Uhr abends beim Abendessen angekommen sind… Midsommar ist eben einfach ein sehr, sehr langer Tag!
Lies hier gerne weiter über persönliche Erlebnisse in und um Skandinavien.
Ein Mal würde ich das auch sehr gerne miterleben! ????
Das ist unbedingt empfehlenswert. Wahrscheinlich pilgerst du dann jährlich nach Norden oder organisierst dir dein eigenes Midsommar in Deutschland 🙂 Viele Grüße Geertje von Team skandinavien.live